Migrantenbeirat Potsdam

Wer seid ihr? Seit wann gibt es euch?

Wir sind der Migrantenbeirat der Landeshauptstadt Potsdam – ein demokratisch gewähltes Gremium, das parallel zur Kommunalwahl Gewählt wird. Wir vertreten die Interessen von Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrung in Potsdam – insbesondere jener, die kein Wahlrecht besitzen. Unser Ziel ist es, politische Teilhabe zu stärken, soziale Gerechtigkeit zu fördern und die Vielfalt unserer Stadt aktiv mitzugestalten..

Was macht ihr in eurer Arbeit? 

Wir beraten die Stadtverordnetenversammlung, die Verwaltung sowie andere Institutionen in allen Fragen, die Menschen mit internationaler Geschichte betreffen. Dabei setzen wir uns für Antidiskriminierung, bessere Bildungschancen, Teilhabe am Arbeitsmarkt und gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe ein. Wir stehen in engem Kontakt mit Potsdamer*innen mit internationaler Geschichte und tauschen uns regelmäßig mit ihnen über ihre Anliegen und Herausforderungen aus. So können wir ihre Perspektiven direkt in unsere Arbeit einfließen lassen und mit Akuteren*innen in der Stadtverwaltung und Politik im gesprächig kommen.

An welcher Stelle hat rechte Politik jetzt oder in der Zukunft Einfluss auf eure Arbeit bzw wie seid ihr betroffen? 

Rechte Politik stellt für unsere Arbeit derzeit noch keine direkte Gefahr dar. Dennoch nehmen wir eine wachsende Verunsicherung wahr – insbesondere bei Menschen mit Fluchterfahrung. Viele berichten von zunehmenden Ängsten und einem Gefühl der Unsicherheit in ihrem Alltag.
 Unsere Netzwerkpartner*innen sind bereits stark von finanziellen Kürzungen betroffen. Fördermittel für Integrations- und Teilhabe Projekte stehen immer wieder zur Disposition oder werden gestrichen. Das gefährdet wichtige Angebote für migrantische Communities in Potsdam und erschwert langfristige, nachhaltige Arbeit. Gleichzeitig beobachten wir einen zunehmenden Alltagsrassismus und Diskriminierung – auch hier in Potsdam. Rassistische Erfahrungen in der Bahn, am Arbeitsplatz, in Schulen oder in der Nachbarschaft gehören leider für viele Menschen zum Alltag. Viele fühlen sich nicht mehr willkommen. Die Arbeit gegen Rassismus und für Gleichstellung braucht engagierte Menschen und stabile Strukturen. Doch genau diese werden durch rechte politische Tendenzen zunehmend in Frage gestellt und unter Druck gesetzt. Gerade deshalb ist es wichtig, dass Potsdam weiterhin konsequent Haltung zeigt – gegen Rassismus, gegen eine restriktivere Migrationspolitik und für die Förderung von Teilhabe, Vielfalt und Integration. Wir brauchen eine starke Zivilgesellschaft, die sich klar positioniert und zeigt: Potsdam ist eine tolerante, weltoffene Stadt – und kann als vorbildliche Kommune bundesweit ein Zeichen setzen.

Was wünscht ihr euch in 5 Jahren für eure Arbeit?

Wir wünschen uns, dass alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, das Wahlrecht erhalten. Migrantische Perspektiven sollen nicht nur gehört, sondern selbstverständlich in alle politischen und gesellschaftlichen Entscheidungsprozesse eingebunden werden.
 Zudem hoffen wir auf langfristig gesicherte Ressourcen und auch finanziell als auch personell, um nachhaltige Projekte umzusetzen, Netzwerke zu stärken und Räume für Begegnung, Teilhabe und Empowerment zu schaffen.
 Darüber hinaus wünschen wir uns eine Stadtgesellschaft, in der Vielfalt als Stärke gelebt wird und gefeiert wird, in der Diskriminierung keinen Platz hat und in der alle Menschen unabhängig von Herkunft, Aufenthaltsstatus oder Geschichte die gleichen Chancen zur Mitgestaltung erhalten.
 Unser langfristiger Wunsch ist eine Gesellschaft, in der wir nicht mehr für „andere“ sprechen müssen, sondern gemeinsam als „wir“, weil alle Stimmen gehört und ernst genommen werden.