KIKO – Kontaktstelle der zivilgesellschaftlichen Akteur*innen zur Umsetzung der Istanbul-Konvention in Brandenburg

Wer seid ihr? Seit wann gibt es euch?

Wir sind die KIKO, das steht kurz für „Kontaktstelle der zivilgesellschaftlichen Akteur*innen zur Umsetzung der Istanbul-Konvention in Brandenburg“. Wir sind die zentrale Informations- und Vernetzungsstelle für alle zivilgesellschaftlichen Stellen, die sich gegen geschlechtsspezifische, häusliche und partnerschaftliche Gewalt einsetzen. Uns gibt es seit Beginn des Jahres 2024. Wir sind ein Projekt in Trägerschaft des NbF.

Was macht ihr in eurer Arbeit? 

Kern unser Arbeit ist die Umsetzung der Istanbul-Konvention. Dieses Menschenrechtsabkommen wurde nach dem Ort der ersten Unterzeichnung (Istanbul) benannt und hat die Beseitigung von geschlechtsspezifischer, häuslicher und partnerschaftlicher Gewalt zum Ziel. Seit 2018 ist die Konvention geltendes Recht in Deutschland. Wir setzen uns für die Umsetzung dieses Rechts in Brandenburg ein. Dafür müssen viele verschiedene Stellen zusammenkommen und fachübergreifend zusammenarbeiten. Deshalb unterstützen wir kleine und große Netzwerke in Brandenburg und stehen als Informations- und Vernetzungsstelle bereit. Außerdem betreiben wir Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit, um alle Brandenburger*innen für Gewalt und das Recht auf ein Leben frei von Gewalt zu sensibilisieren.

An welcher Stelle hat rechte Politik jetzt oder in der Zukunft Einfluss auf eure Arbeit bzw wie seid ihr betroffen? 

Ziel unser Arbeit ist die Umsetzung der Istanbul-Konvention und damit ein Leben frei von geschlechtsspezifischer, häuslicher und partnerschaftlicher Gewalt für ALLE. Dafür müssen alle Formen von Diskriminierung bekämpft werden, wie Rassismus, Transfeindlichkeit, Sexismus.
Ein Ziel von rechter Politik ist es, Akteur*innen, die sich für eine tolerante, vielfältige und inklusive Gesellschaft einsetzen, in ihrer Arbeit zu hindern, z.B. indem finanzielle Mittel gestrichen werden. Genau diese Akteur*innen brauchen wir allerdings in unseren interdisziplinären Netzwerken gegen geschlechtsspezifische, häusliche und partnerschaftliche Gewalt.
Gleichzeitig instrumentalisieren Rechte insbesondere Gewalt gegen Frauen für ihre rassistische Hetze. Fakt ist jedoch: Gewalt kommt in allen sozialen Schichten, Bildungs- und Einkommensklassen und religiösen oder kulturellen Herkünften vor. Anderes zu behaupten schadet den Menschengegen die gehetzt wird und macht Fälle, die nicht in das geschaffene Feindbild passen, unsichtbar. Hetze gegen Personengruppen erschwert damit die Arbeit gegen Gewalt und stehen einem gewaltfreien Brandenburg im Weg.
Mehr noch: Die politische Rechte propagiert ein geschlechterbasiertes Machtgefälle innerhalb der Familie, aber auch innerhalb der Gesellschaft. Sie fordert „traditionelle Familien“ mit einem alleinverdienenden Mann und einer finanziell abhängigen Frau. Diese Machtgefälle führen zu mehr geschlechtsspezifischer Gewalt, während die verschärfte Abhängigkeit den Weg aus einer gewaltvollen Beziehung erschwert.

Was wünscht ihr euch in 5 Jahren für eure Arbeit?

Ein Leben frei von geschlechtsspezifischer, häuslicher und partnerschaftlicher Gewalt ist ein Menschenrecht. Dieses Recht werden wir nicht in 5 Jahren umgesetzt haben, deshalb wünschen wir uns eine langfristige finanzielle Absicherung unseres Projekts. Wir wünschen uns viele starke Netzwerke im Land, die gegen Gewalt vorgehen und umfassenden Opferschutz für alle Betroffenen voranbringen Wir wünschen uns nachhaltig und ausreichende Finanzierung für diese Gewaltschutzstrukturen, für Netzwerke, Beratungsstellen, Frauenhäuser, Fachstellen der Täterarbeit und Prävention. Wir wünschen uns, dass alle Brandenburger*innen zu geschlechtsspezifischer, häuslicher und partnerschaftlicher Gewalt sensibilisiert sind und die Zivilcourage haben, aktiv zu werden, wenn sie Gewalt mitbekommen. Wir wünschen uns, dass Gewalt nicht mehr Alltag ist und alle verurteilen, wenn Gewalt passiert oder instrumentalisiert wird.