Wer seid ihr? Seit wann gibt es euch?
Den Chill out e.V. gibt es seit 1997. Der Verein wurde gegründet, um eine Alternative zur damaligen abstinenzorientierten Drogenarbeit in Potsdam zu schaffen. Wir sind präsent im Potsdamer (und bundesweiten) Nachtleben und sprechen dort mit Menschen über Konsum, Safer-Use und Gesundheitsförderung im Partysetting. Der Verein betreibt auch eine Suchtpräventionsfachstelle für Kinder und Jugendliche, eine Fachstelle für seelische Gesundheit und einen Jugendclub in Potsdam.
Was macht ihr in eurer Arbeit?
Wir informieren Menschen über einen gesundheitsförderlichen Umgang mit Substanzen aller Art und dem Thema Konsum. Wir erarbeiten Materialien, sind ansprechbar bei Infoständen und auf Festivals begleiten wir Menschen in Krisensituationen (nicht nur) aufgrund von Substanzkonsum.
Im Rahmen der Einrichtungen arbeiten wir mit jungen Menschen und deren Bezugspersonen ebenfalls an diesen Themen, jedoch stärker auf Prävention fokussiert. Die Kolleg:innen der Fachstelle für seelische Gesundheit arbeiten auch präventiv mit jungen Menschen, aber mit dem Themenschwerpunkt auf die psychische Gesundheit. In der Beratung begleiten wir hier junge Menschen und deren Bezugspersonen bei Problemen und in Krisensituationen.
In unserem Jugendclub stellen wir einen Raum bereit, in der junge Menschen Ihre Freizeit verbringen können, machen Angebote für diese und stehen ihnen beratend zur Seite.
An welcher Stelle hat rechte Politik jetzt oder in der Zukunft Einfluss auf eure Arbeit bzw wie seid ihr betroffen?
In der Vergangenheit wurde die Förderung unserer Einrichtungen bereits kritisch hinterfragt. Dahinter steht die Annahme, dass eine akzeptierende Haltung bedeutet, dass wir Konsum gutheißen und Menschen Anleitung zum Konsum geben würden. Dabei bedeutet Akzeptanz, Menschen – egal wo diese gerade stehen – auf Augenhöhe zu begegnen und ihnen die Unterstützung anzubieten, die sie auch wirklich brauchen.
Unsere Sorge ist, dass der jetzt aktuelle Konsens, dass nur zieloffene Suchtarbeit wirklich bedarfsorientiert ist, wieder hinterfragt werden würde und damit weniger Menschen Angebote bekommen, die ihnen wirklich helfen. Auch besteht die Gefahr, dass der Konsum von Substanzen wieder deutlich stärker kriminalisiert wird, wovon vor Allem die betroffen wären, die ohnehin schon starken Benachteiligungen ausgesetzt sind. Nur mit einem akzeptierenden Ansatz können junge Menschen mit präventiven Botschaften so erreicht werden, dass diese auch glaubwürdig sind und von ihnen angenommen werden.
Was wünscht ihr euch in 5 Jahren für eure Arbeit?
Wir wünschen uns, dass Menschen in Krisensituationen Unterstützung erfahren und diese nicht aufgrund ihres Konsums, ihrer psychischen Erkrankung, ihrer Herkunft, ihrer Geschlechtsidentität, ihres Körpers, etc. ausgegrenzt und stigmatisiert werden. Wir wünschen uns eine Gesellschaft, die vielfältig ist und der möglichst alle Menschen die gleichen Möglichkeiten zur Teilhabe haben.
Wir wünschen uns, dass Menschen aufeinander achtgeben und füreinander da sind, nicht nur im Kontext Konsum und in Belastungssituationen.Und natürlich wünschen wir uns, auch in 5 Jahren noch eine Anlaufstelle für junge Menschen zu sein zum Thema Konsum, Drogen, Gesundheitsförderung und psychische Gesundheit