
Wer seid ihr? Seit wann gibt es euch?
Die Fachstelle Antisemitismus Brandenburg, seit 2022 in der Trägerschaft der KIgA e.V., ist unter anderem die zentrale Erstanlaufstelle für Betroffene von Antisemitismus für das gesamte Land Brandenburg und zuständig für das Monitoring antisemitischer Vorfälle und Straftaten.
Was macht ihr in eurer Arbeit?
Als zivilgesellschaftliche Organisation nehmen wir antisemitische Fälle auch unterhalb der Strafbarkeitsgrenze auf, werten diese statistisch aus und bieten, gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern, weiterführende Unterstützung an. Jährlich stellen wir unseren Monitoringbericht vor und informieren die Öffentlichkeit über aktuellen Zahlen und Folgen von Antisemitismus im Land Brandenburg. Darüber hinaus stehen wir bei Fragen rund um die Themen Jüdisches Leben und Antisemitismus beratend zur Seite und bieten Fortbildungen in diesem Themenfeld an. Grundlage unseres Wirkens ist stets die enge Zusammenarbeit mit den jüdischen Communities, um eine langfristige Stärkung jüdischen Lebens im Land Brandenburg zu befördern.
An welcher Stelle hat rechte Politik jetzt oder in der Zukunft Einfluss auf eure Arbeit bzw wie seid ihr betroffen?
In unserer Auswertung der dokumentierten antisemitischen Vorfälle und Straftaten lässt sich eine zunehmend steigende Tendenz von Vorfällen mit rechtsextremen oder rechtspopulistischen Hintergründen beobachten. Diese Entwicklung spiegelt wider, wie sich die politische Ausrichtung der extremen Rechten im Land Brandenburg entwickelt und zunehmend verankert. Rechtsextreme und rechtspopulistische Akteur:innen nutzen antisemitische Narrative, um ihre Ideologien zu festigen und gesellschaftliche Spaltungen zu vertiefen. Dabei bedienen sie verschiedene Erscheinungsformen des Antisemitismus. Die zunehmende Sichtbarkeit rechtsextremer Ideologien in Brandenburg manifestiert sich nicht nur in direkter Gewalt und verbalen Angriffen, sondern besonders stark im sogenannten Post-Shoah-Antisemitismus. Immer wieder kommt es zu Beschädigungen an öffentlichen Gedenkstätten, kleineren Erinnerungsorten oder jüdischen Friedhöfen – Gedenktafeln werden beschmiert, zerstört oder von den Täter:innen sogar gänzlich entfernt. Solche gezielten Angriffe auf Orte des Gedenkens zeigen, dass Antisemitismus nicht nur in Sprache und politischer Rhetorik existiert, sondern sich auch in physischen Angriffen auf die Erinnerungskultur niederschlägt. Sie dienen dazu, die historische Verantwortung zu leugnen, jüdisches Leben unsichtbar zu machen und demokratische Werte zu untergraben.
Was wünscht ihr euch in 5 Jahren für eure Arbeit?
Antisemitismus muss als gesamtgesellschaftliches Problem erkannt werden. Dafür braucht es eine verbesserte gesellschaftliche Sensibilisierung durch mehr Aufklärungsmaßnahmen, kontinuierlicher Bildungsangebote und einer stärkeren Thematisierung. Eine institutionelle Verankerung von Maßnahmen und eine strukturell gesicherte und langfristige Förderung erreicht das. Die konsequente Erfassung und Ahndung antisemitischer Vorfälle, der bessere Schutz für Betroffene und die Einbindung von jüdischen Perspektiven sind entscheidend, um nachhaltig gegen Antisemitismus vorzugehen und eine offene, solidarische Gesellschaft zu fördern.